Flüchtende rasten in der Nähe von Tawila in der Region Darfur

Konflikte und Naturkatastrophen Zahl der Binnenvertriebenen steigt auf 83,4 Millionen

Stand: 13.05.2025 06:50 Uhr

Krisen und Naturkatastrophen zwangen vergangenes Jahr Millionen zur Flucht im eigenen Land. Oft sind Konflikte und Gewalt die Ursache - doch auch die Folgen des Klimawandels vertreiben Menschen aus ihrer Heimat.

Bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen und die Verschärfung des Klimawandels haben 2024 die Zahl der Binnenvertriebenen auf einen neuen Höchststand ansteigen lassen. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der Beobachtungsstelle für Binnenvertriebene (IDMC) und des Norwegischen Flüchtlingsrats (NRC) hervor.

Demnach lag die Zahl der Binnenvertriebenen Ende des vergangenen Jahres weltweit bei 83,4 Millionen. Das ist mehr als doppelt so viel wie sechs Jahre zuvor und fast zehn Prozent mehr als 2023.

Wirbelstürme und Kriege sorgen für starken Anstieg

Der beispiellose Anstieg wurde den Angaben nach vor allem durch die Konflikte im Sudan und im Gazastreifen sowie durch Überschwemmungen und riesige Wirbelstürme wie "Helene" und "Milton" verursacht.

In den USA gab es im Jahr 2024 elf Millionen Vertreibungen. Das waren innerhalb eines Jahres so viele wie in keinem Land seit Beginn der Aufzeichnungen 2008. Unter "Vertreibungen" werden auch Evakuierungen vor Unwettern gezählt.

Gewaltsame Konflikte als Hauptursache für Flucht

Fast 90 Prozent der Menschen - rund 73,5 Millionen - flohen vor Gewalt und Kämpfen. Die Beobachtungsstelle nennt dabei etwa die Demokratische Republik Kongo, die besetzten palästinensischen Gebiete und den Sudan als besonders betroffene Regionen.

Bei rund zehn Millionen Menschen seien zudem Naturkatastrophen der Fluchtgrund gewesen - das seien mehr als doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren und ein Anstieg um 29 Prozent im Vergleich zu 2023. Rund 99,5 Prozent aller katastrophenbedingten Binnenfluchtbewegungen im vergangenen Jahr waren dem Bericht zufolge auf wetterbedingte Ereignisse zurückzuführen, viele von ihnen aufgrund des sich verschärfenden Klimawandels.

Viele Menschen müssen mehrfach fliehen

Die Zahl der Vertreibungen umfasst auch Menschen, die mehrmals ihren Wohnort verlassen mussten und liegt daher höher als die Zahl der Vertriebenen. Viele Menschen müssen mehrfach fliehen, weil sie an ihrem ersten Zufluchtsort nicht sicher sind oder weil sie durch eine weitere Katastrophe erneut vertrieben werden. Deshalb werden sowohl Vertreibungen innerhalb eines Jahres als auch die Zahl der Vertriebenen zum Ende des Jahres gezählt. Manche Vertriebene konnten seit Jahren nicht in die Heimat zurück. 

2024 zählte die Beobachtungsstelle beispielsweise 3,2 Millionen Vertreibungen in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten. Am Stichtag Ende 2024 waren es aber 2,03 Millionen Vertriebene, darunter praktisch die gesamte Bevölkerung des Gazastreifens.

Für die USA waren es elf Millionen Vertreibungen, aber Ende des Jahres gab es nur noch 22.000 Vertriebene. Insgesamt zählte die Beobachtungsstelle für das vergangene Jahr 65,8 Millionen neue Vertreibungen. Gut zwei Drittel davon waren auf Naturkatastrophen zurückzuführen, was ebenfalls einen Höchstwert darstellt.

UNHCR: 122,6 Millionen Vertriebene weltweit

Die Beobachtungsstelle konzentriert sich auf Menschen, die im eigenen Land geblieben sind, also Binnenvertriebene. Insgesamt müssen durch Kriege, Konflikte oder Katastrophen deutlich mehr Menschen ihre Heimat verlassen. Viele fliehen über die Grenzen in andere Länder und werden für diese Statistik nicht gezählt.

Mitte 2024 sprach das Flüchtlingshilfswerk UNHCR bereits von 122,6 Millionen Vertriebenen weltweit - in ihren Heimat- und anderen Ländern.