
Brandenburg Oder-Spree: Initiative will Forstbetriebsgemeinschaften beim Waldumbau unterstützen
Über 60 Prozent des Brandenburger Waldes sind in Privatbesitz. Doch besonders Inhaber von kleineren Waldstücken können die Maßnahmen zum Waldumbau kaum stemmen. Bei den Baumarten, Standorten und der Bürokratie will in Oder-Spree nun eine Initiative beraten.
Axel Becker ist Leiter des Forstamtes im Kreis Oder-Spree und selbst sogenannter Kleinstwaldbesitzer. Knapp zwei Hektar Wald, die zu DDR-Zeiten enteignet worden sind, hat seine Familie nach der deutsch-deutschen Einheit zurückbekommen. Um den Wald überhaupt bewirtschaften zu können, haben sich die Beckers damals mit anderen Wald-Eigentümern zusammengetan und eine sogenannte Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) gegründet. "Auf einem Streifen, der 100 Meter lang und 20 Meter breit ist, lässt sich kaum etwas machen", sagt Becker. "Zaunbau wäre nicht effektiv. Man muss dann ein bisschen größer gucken, und dazu ist eine FBG ein sehr gutes Mittel."

Gemeinsam wirtschaften, aber mit viel Bürokratie
Im Rahmen der Zusammenschlüsse kann etwa gemeinschaftlich gewirtschaftet und staatliche Zuschüsse beantragt werden. Laut dem Landesumweltministerium winken zudem steuerliche Vorteile [mleuv.brandenburg.de].
Viele Forstbetriebsgemeinschaften seien in den Jahrzehnten nach der Wende eingeschlafen oder existierten nur noch auf dem Papier, sagt der Forstamts-Leiter. In der Folge würden sich nur noch wenige Besitzer um ihren Wald und schon gar nicht um einen klimafreundlichen Waldumbau kümmern. "Das geht schon bei einem Fördermittel-Antrag los, der dermaßen kompliziert ist, dass es den wenigsten gelingen wird, diesen fehlerfrei auszufüllen", sagt Becker. "Und vorbeugender Waldbrandschutz schreit förmlich nach größeren Bewirtschaftungs-Einheiten, weil der Einzelne da relativ wenig machen kann."
Waldumbau drängt
Und auch allgemein müsse beim Thema Wald mehr passieren, so Becker. Fast ein Drittel der Bäume weist deutliche Schäden auf, heißt es im aktuellen Waldzustandsbericht. Ursachen dafür sind extreme Wetterbedingungen, wie Trockenheit und Insektenbefall. Größtes Problem sei laut Axel Becker, dass es immer noch zu viel Monokulturen gibt. Nach Angaben des Landes sind über 70 Prozent aller Bäume in Brandenburgs Wäldern Kiefern. Um daraus Mischwald zu machen, müssten die vielen Waldbesitzer wieder aktiv werden - etwa 100.000 sind es laut Landesbetrieb Forst in Brandenburg (LFB).

Initiative will Waldbesitzer unterstützen
In Oder-Spree startet deshalb jetzt ein neuer Versuch, die Interessen der Waldbesitzer zu bündeln. Die Initiative "Zukunft Wald LOS" unter Beteiligung des Landesbetriebs und des Landkreises wurde in der vergangenen Woche in Neuzelle vorgestellt und soll Möglichkeiten zur Finanzierung sowie zum Waldumbau aufzeigen. "Ziel ist die Schaffung gesunder und strukturreicher Wälder mit standortangepassten Baumarten, die dem Klimawandel gewachsen sind", heißt es vom LFB [forst.brandenburg.de].
Bundesweit ist das bislang einmalig, sagt Landrat Frank Steffen (SPD) dem rbb. "Dieses Format richtet sich gerade an sehr kleine Waldbesitzer mit geringen Flächen, wo wir hoffen, dass sie durch das Land Unterstützung bekommen, gemeinschaftlich diesen Waldumbau voranzutreiben. Dazu hätten sie womöglich sonst nicht die Kraft oder die Möglichkeiten."
Konkret sollen gemeinsam unter anderem klimaangepasste Mischwälder geschaffen, die Holzernte organisiert, fachlich beraten und Hilfe bei Fördermittelanträgen gestellt werden.
Interessierte können ab einer Waldfläche von einem Hektar bei der Initiative Mitglied werden, wie es auf deren Internetseite heißt. Die Kosten belaufen sich auf zehn Euro im Jahr und 1,50 pro Hektar Wald.

Unterstützung bei dem Vorhaben kommt von Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD). "Es ist ein kleines Pflänzchen, was wir momentan haben, und es soll Signalwirkung nach Außen haben", sagte sie dem rbb. "Natürlich brauchen wir gerade in dem Bereich weitere Initiativen." Deshalb sollen auch neue Ideen und Modellprojekte unterstützt werden.
So meint auch Förster Axel Becker, man müsse doch nur von den Ameisen lernen. Allein können sie kaum was bewegen, erst die Gemeinschaft macht sie stark.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.05.2025, 19:30 Uhr
Mit Material von Michael Lietz