Frauen investieren seltener - aber besser

Hessen Geldanlagen: Warum Frauen seltener investieren als Männer

Stand: 13.05.2025 17:19 Uhr

Von Unsicherheit am Finanzmarkt bis hin zu fehlenden Vorbildern: Frauen in Hessen investieren seltener in Aktien oder Fonds als Männer. Die Angst, etwas falsch zu machen, ist groß. Dabei legen Frauen ihr Geld oftmals besser an.

Von Marie-Isabelle Vogler

Die Wohnung ist eingerichtet, der Urlaub gebucht, das Konto im Plus – alles läuft. Und doch bleibt eine Frage oft unbeantwortet: Was passiert eigentlich mit dem Geld, das übrig bleibt? Viele Frauen in Hessen parken es lieber auf dem Konto, statt es zu investieren.

In Hessen sind laut "Hessenmonitor Finanzkompetenz" knapp 30 Prozent der Frauen am Aktienmarkt beteiligt. Bei Männern sind es doppelt so viele. Die Angst, etwas falsch zu machen, ist groß. Dabei zeigen Studien: Frauen investieren besser. Durchgeführt wurde der Monitor vom Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE.

Beim Finanzwissen besteht Nachholbedarf

Woran liegt es also, dass Frauen sich beim Thema Finanzen nach wie vor zurückhalten? Der aktuelle Hessenmonitor zeigt weiter: Junge Frauen zwischen 18 und 35 Jahren schätzen ihr Finanzwissen deutlich geringer ein als Männer. Und: Sie schneiden auch bei konkreten Wissensfragen schlechter ab.

Christine Laudenbach, Professorin am Leibniz-Institut, sieht nach wie vor die soziale Prägung als zentralen Faktor: "Väter sprechen häufiger mit ihren Söhnen über Geld als mit ihren Töchtern", sagt die Mitautorin der Studie. Zudem hätten viele Frauen weniger Einkommen zur Verfügung und damit auch weniger Geld, um zu investieren.

Mehr Vorbilder und mehr Austausch könnten einen entscheidenden Impuls geben, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Denn: Wenn Frauen andere Frauen sehen, die sich selbstbewusst mit Finanzen beschäftigen, könnten Hemmschwellen abgebaut werden, so Laudenbach.

Initiativen und Vorbilder schaffen neue Perspektiven

Es gibt bereits Angebote, die darauf abzielen Frauen beim Thema Finanzen den nötigen Schub zu geben. Ein Beispiel ist die Initiative "Women in Business" des Frankfurt Finance Clubs. Clara Bourassin leitet die Initiative und stellt dort Events speziell für Frauen auf die Beine. Sie arbeitet selbst seit kurzem in der Finanzbranche im Verkauf von Investmentfonds.

Bourassin betont, dass es gerade als Frau essentiell sei, sich gegenseitig zu unterstützen. Ziel der Initiative sei es, Wissen zu teilen, Netzwerke zu knüpfen und vor allem Ängste abzubauen."Viele meiner Freundinnen trauen sich nicht, allein auf solche Veranstaltungen zu gehen. Aber wenn klar ist, dass nur Frauen dabei sind, sieht das ganz anders aus", erzählt sie.

Außerdem hat sie die Community SheLeads nach Frankfurt gebracht. Das Netzwerk will junge Frauen unterstützen, eine erfolgreiche Karriere in der Wirtschaft anzustreben. Neben beruflichem Wachstum soll auch persönliches Wachstum im Mittelpunkt stehen. 

Auch an Hochschulen wächst das Engagement

Ähnliche Impulse kommen auch von der Frankfurt School of Finance. Studentinnen setzen sich mit einer eigenen "Women in Business"-Gruppe für mehr Sichtbarkeit beim Thema Geld ein.

Studentin Eva Friedrich leitet die Initiative. Sie möchte Frauen dazu ermutigen, Finanzen nicht nur im Hörsaal zu diskutieren, sondern auch im Alltag und dabei Karrierewege aufzuzeigen.

Studentin Eva Friedrich leitet die Initiative Women in Business

Eva Friedrich studiert an der Frankfurt School.

Mehr Geduld, weniger Risiko

Auch wenn Frauen seltener investieren, tun sie dies oft nachhaltiger und langfristiger. Das zeigt etwa eine Erhebung des internationalen Finanzunternehmens Fidelity. Auch das SAFE Institut bestätigt das und erklärt, dass Frauen seltener handeln und dadurch weniger Kosten haben. Zudem seien sie risikoärmer unterwegs und würden breiter anlegen.

In der Tendenz investierten Frauen eher in ETFs als in Einzelaktien, so Professorin Laudenbach. "Frauen sind häufig geduldiger und weniger spekulativ, Männer hingegen überschätzen sich bei Finanzentscheidungen öfter."

Was sind ETFs?
ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Fonds oder Indexfonds, die die Wertentwicklung eines Index wie den DAX abbilden. ETFs ermöglichen es, zu jeder Zeit in eine breite Auswahl von Aktien oder anderen Wertpapieren gleichzeitig zu investieren - und das auch schon mit geringen Summen. Einzelaktien stellen Investitionen in einzelne Unternehmen dar und bringen ein höheres Risiko für Verluste, aber auch Potential für größere Gewinne mit sich.

Altersarmut und Abhängigkeit – die langfristigen Folgen

Dass sich Frauen beim Investieren zurückhalten, kann negative Folgen haben: Sie sind deutlich häufiger von Altersarmut betroffen und oft finanziell abhängig von ihren Partnern. Wer sich nicht früh genug mit Finanzen beschäftigt, riskiert im Alter große Lücken in der Vorsorge.

Für Laudenbach ist klar: Der Aufwand, sich mit dem Thema Investieren zu beschäftigen, lohnt sich immer. Denn Frauen haben ihrer Meinung nach beim Investieren oft die besseren Strategien. Sie müssen sich nur häufiger zutrauen, diese auch umzusetzen.