Protestierende beim Ford-Streik in Köln

Autoindustrie Erster regulärer Streik bei Ford in Köln seit Werksgründung

Stand: 14.05.2025 16:00 Uhr

Seit dem frühen Morgen wird im Kölner Ford-Werk bis zum Ende der Nachtschicht am Donnerstagmorgen gestreikt. Die Arbeitnehmer wollen damit den Druck auf das Unternehmen in den aktuellen Verhandlungen erhöhen.

Von Jens Gleisberg

Fast alle Werkstore und Drehkreuze sind heute geschlossen und mit Bändern verklebt. Nur am Tor 1 gleich gegenüber des traditionellen Sitzes des Managements an der Halle A war eine Durchfahrt möglich. Ein Notdienst wurde reingelassen, auch die Werksfeuerwehr natürlich. Und das Leitungsteam des Managements.

Streik im Ford-Werk in Köln: Streikende, Politiker und Musiker vor Ort

Streikende erhalten prominente Unterstützung

Über den Tag verteilt finden Aktionen mit mehreren hunderten Teilnehmern an den Werkstoren statt. Am Nachmittag am Ersatzteilzentrum, vorher am Entwicklungszentrum. Die erste Bühne wurde am Tor 3 gleich neben der Firmenzentrale aufgebaut. Unter anderem der Musiker Stefan Brings spielte zur Unterstützung.

Auch Betriebsräte vom Ford-Standort Saarlouis waren da und Politiker wie der SPD-Landtagsfraktionschef Jochen Ott. Er forderte das Unternehmen auf, in den Verhandlungen auf die Mitarbeitenden zuzugehen. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, Jochen Ott, sprach von einem "unsäglichen Umgang" seitens des Ford-Managements mit seinen Beschäftigten. Diese hätten einen Anspruch auf vernünftige soziale Angebote, sollten ihre Arbeitsplätze wegfallen.

Weitere Verhandlunsgrunde am Donnerstag

Ein Ford-Sprecher zeigte sich heute nach Streikbeginn gegenüber einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur optimistisch: "Wir sind zuversichtlich, im gemeinsamen Gespräch mit unseren Sozialpartnern zu einer Einigung zu kommen."

Das Leitungsteam des Ford-Management muss sich vorbereiten, denn morgen soll nach dem Ende des Streiks eine weitere Verhandlungsrunde stattfinden. Fraglich ist allerdings, ob dort konkrete Ergebnisse vereinbart werden. Und falls ja, ob die noch in der US-Zentrale in Detroit abgenickt werden müssen, bevor die Mitarbeitenden informiert werden.

Die Gewerkschaft schließt nicht aus, dass es erneut zu Streiks kommen könnte.

Wir wollen gute Abfindungskonditionen für die gesamte Belegschaft, aber davon sind wir noch meilenweit entfernt.

Benjamin Gruscka, Gesamtbetriebsratsvorsitzender

Bereits 12 Termine vergangen – Verhandlungen stocken

Die Arbeitnehmer wollen mit dem Streik den Druck auf das Unternehmen in den Verhandlungen erhöhen. Die Mitarbeitenden fordern eine Absicherung, auch im Falle einer Insolvenz. Und es geht um den geplanten Abbau von 2.900 Stellen. Einen Tag vor Beginn des Streiks hatte Ford ein neues Angebot gemacht, um die Verhandlungen wieder in Gang zu bringen.

Protestierende stehen vor dem Ford-Werk in Köln.

Es ist der erste offizielle Streik in der Geschichte des Kölner Ford-Werkes

Nach zwölf Terminen, in denen die Arbeitnehmer und Arbeitgeber weit auseinanderliegen, hatte die IG Metall die Gespräche ausgesetzt. Und ihre Mitarbeiter in der vergangenen Woche in einer Urabstimmung über den ersten regulären Streik in der Geschichte des Kölner Ford-Werkes entscheiden lassen.

Die Entscheidung fiel für einen Streik – mit einer deutlichen Mehrheit an Ja-Stimmen. Das hat zur Folge, dass die Produktionsbänder im Werk seit heute Morgen stillstehen, denn mehr als neunzig Prozent der Mitarbeitenden bei Ford gehören der IG Metall an. Aktuell sind 11.500 Personen bei Ford in Köln beschäftigt.

Verhandlungen über Abfindungen für die Mitarbeitenden

In den Verhandlungen geht es zum einen um die 2.900 Stellen, die Ford bis 2027 abbauen will. Aber nicht nur: Zum anderen geht es um einen Sozialtarifvertrag, mit dem die Belegschaft auch für den Fall einer Insolvenz abgesichert werden soll. Denn die ist theoretisch möglich, nachdem der US-amerikanische Mutterkonzern eine Zusage zur Übernahme von Schulden der Kölner Tochtergesellschaft zurückgezogen hatte.

Langfristige Perspektive gefordert

Die Arbeitnehmervertreter fordern eine langfristige Perspektive für den Kölner Standort. Mit dem Bau von Elektromodellen, die sich auf dem europäischen Markt behaupten können. Denn das ist das Problem des Kölner Werkes. Derzeit werden zwei Elektromodelle produziert, die sich nur schlecht verkaufen. Bisher sind keine Pläne des Managements bekannt, andere Modelle in Köln bauen zu wollen.

Unsere Quellen:

  • Betriebsrat Ford Köln
  • IG Metall
  • Fordwerke GmbH
  • Deustche Presse-Agentur
  • Reporter vor Ort