
Nordrhein-Westfalen Prozess wegen Tierquälerei in Werne gestartet
Der angeklagte Chef eines ehemaligen Schlachtbetriebs steht wegen Tierquälerei in über 40 Fällen in Lünen vor Gericht.
Nun geht es los mit dem Prozess gegen Marko Mecke. Der Chef eines ehemaligen Schlachtbetriebes sollte eigentlich schon im November vor Gericht stehen. Doch die Staatsanwaltschaft hatte damals überraschend weitere Fälle von Tierquälerei eingebracht.
Diese hätten sich bei der Auswertung von Bildmaterial und den früheren Prozessen gegen die Mitarbeiter von Firmenchef Marko Mecke ergeben. Das kam völlig überraschend für das Gericht und die Anwälte. Darum musste das Verfahren verschoben werden. "Die Staatsanwaltschaft hat dann eine neue Anklage erhoben", erzählt Gerichtssprecherin Barbara Mertens, "statt 11 werden jetzt 45 Fälle von Tierquälerei verhandelt."
Bilder der SOKO Tierschutz haben Anklage möglich gemacht
Die 2021 mit versteckter Kamera aufgenommenen Bilder der Soko Tierschutz sind schwer zu ertragen. Stark abgemagerte Tiere wurden von Mitarbeitern des Unternehmens unter anderem mit Stangen geprügelt, teilweise so schlimm, dass sie vor Erschöpfung umkippten. Außerdem sollen sie tagelang weder Wasser noch Futter bekommen haben. Dazu kommt, dass das Fleisch von mindestens einem verendeten Rind dann noch weiterverarbeitet und verkauft worden sein soll.

Friedrich Mülln hält den Firmenchef für den Hauptverantwortlichen
Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz hält den Firmenchef für den Hauptverantwortlichen. "Der Prozess müsste endlich mal zeigen, dass der Staat verstanden hat, wie die Fleischindustrie funktioniert. Es dürfen nicht nur die Handlanger verurteilt werden, sondern es müssen auch die Chefs und Profitmacher zur Verantwortung gezogen werden."
Mitarbeiter verweigern Aussage
Die auf den Bildern klar zu identifizierenden Mitarbeiter des Schlachtbetriebes standen schon vor Gericht. Einer bekam einen Strafbefehl über ein Jahr auf Bewährung, der zweite wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Dagegen hat die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt. Dadurch ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.
Nun hat sich Firmenchef Marko Mecke selbst vor Gericht verantwortet. Seine ehemaligen Beschäftigten waren heute als Zeugen geladen, haben aber die Aussage verweigert. Für Martin Düerkop, den Verteidiger des Firmenchefs, keine große Überraschung: "Ist doch ganz klar, wenn einer der Mitarbeiter hier umfassend aussagt, besteht die Gefahr, sich selbst zu belasten."
Gericht hat Einigung angeregt
Das Gericht hatte am Anfang der Verhandlung eine Einigung angeregt, und eine mögliche Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt. Für die Staatsanwaltschaft ist das keine Option. Sie will eine Haftstrafe und ein lebenslanges Berufsverbot für den Werner Unternehmer erwirken.
Metzgerbetrieb hatte guten Ruf
Die ehemalige Metzgerei ist seit über drei Jahren geschlossen. Der Kreis Unna hatte die Betriebe wegen zahlreicher Verstöße dicht gemacht. Davor war das Unternehmen mit 50 Mitarbeitern eine feste Größe in Werne. Die schlimmen Bilder der Tierschützer haben alles verändert.
Angeklagtem droht Haftstrafe
Acht Verhandlungstage sind angesetzt. Im Falle einer Verurteilung droht dem Werner Unternehmer eine mehrjährige Haftstrafe.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Amtsgericht Lünen
- Friedrich Mülln - Soko Tierschutz