
Rheinland-Pfalz Evangelische Kirche der Pfalz unter Druck: Wo lässt sich noch sparen?
Die Evangelische Kirche der Pfalz steht vor einem radikalen Wandel. Ab 2035 müssen jährlich 60 Millionen Euro eingespart werden – nahezu die Hälfte des aktuellen Budgets. Kommende Woche tagt zu dieser Frage die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer.
Für das Jahr 2035 rechnet die Evangelische Kirche der Pfalz mit 300.000 Mitgliedern. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr waren es 429.934. Sinkende Mitgliedszahlen bedeuten weniger Einnahmen, weil Kirchensteuern wegfallen. In zehn Jahren, also ab 2025, muss die Kirche so transformiert werden, dass sie jährlich mit 60 Millionen Euro pro Jahr weniger auskommt – ungefähr der Hälfte des jetzigen Budgets.
Die Frühjahrsynode der evangelischen Kirche
Vom 21. – 24. Mai tagt die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer als Teil des Priorisierungsprozesses. Jedes halbe Jahr kommen die Synodalen – sozusagen die Abgeordneten – in einer Art Parlament zusammen und beschließen die Zukunft der Kirche. In dieser Synode werden Eckpunktepapiere beschlossen und die sollen irgendwann Beschlüsse liefern – in dieser Frühjahrssynode werden also erstmal Strategieentscheidungen besprochen. In der Herbstsynode 2025 sollen dann die Gesetzesentwürfe vorliegen, über die entschieden wird. 2026 haben die Gemeinden und Bezirkssynoden die Möglichkeit, Stellung zu beziehen.
Faktencheck: Was soll sich verändern?
Es soll eine schlankere, aber nicht schwächere Kirche geben. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst
Die Einsparungen seien so massiv, das wohl kaum ein Bereich verschont werden könne, erklärte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst im Vorfeld. Künftig solle es eine "schlankere, aber nicht schwächere Kirche" geben. Dabei geht es vor allem darum, Verwaltungsaufgaben zu zentralisieren, Personal zu kürzen – oder zumindest nach Renteneintritt nicht mehr nachzubesetzen – und Gemeindestrukturen zu verändern. Dennoch habe man versucht, einen transparenten Transformationsprozess anzustoßen, so Wüst.
Strukturreformen
Die Evangelische Kirche der Pfalz soll schlanker werden. Die Idee: 15 Kirchenbezirke sollen auf vier große Einheiten reduziert werden, das heißt, es soll auch nur noch vier Dekane geben. Dabei wolle man aber auf die natürliche Fluktuation setzen, denn viele Dekane würden bis 2035 ohnehin in Rente gehen.
Regio-Kirchengemeinden
Bislang haben die Gemeinden den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts – sie verwalten sich also selbst. Die Idee: die über 420 Gemeinden in Regio-Gemeinden sollen zusammengeschlossen werden, dazu kommt die Landeskirche. Dadurch verlieren die einzelnen Gemeinden den Status als Körperschaften des öffentlichen Rechts und werden zu Kirchengemeinden des kirchlichen Rechts. Der Status der Körperschaft des öffentlichen Rechts fällt dann entweder auf die Regio-Gemeinde oder auf die Dekanate. Im Grunde würden die Gemeinden dann zentral verwaltet werden. So sollen Kosten gespart und Strukturen vereinfacht werden. Weiterhin sollen sich die Regio-Gemeinden künftig Personal teilen, wie etwa einen Jugendreferenten und eine Kirchenmusikerin pro Regio-Gemeinde.
Diakonie
Auch hier soll gespart werden. Das diakonische Werk der Pfalz ist aber ohnehin schon an die Kirchensteuer angedockt. Folglich haben die sinkenden Einnahmen der vergangenen Jahre sich schon ausgewirkt und so bereits Maßnahmen eingefordert. Dennoch sollen sich die Angebote der Diakonie weiter verändern. Geplant ist, dass Strukturen abgebaut werden sollen – die Kirche möchte aber nicht ihre Präsenz verlieren. Mehr wolle man auf digitale Angebote setzen, dadurch sollen auch Ehrenamtliche entlastet werden. Denn auch die seien ohnehin schwer zu finden.
Pfarrhäuser
Es soll keinen Zwang für Pfarrpersonen mehr geben, in den Pfarrhäusern zu wohnen – sie könnten auch innerhalb von einem 30-minütigen Radius wohnen. Dadurch könnten Pfarrhäuser, die oft auf zentralen Grundstücken liegen, vermietet werden. Befürchtet wird jedoch, dass mit dem Verlust des Pfarrhauses ein Begegnungsort verloren geht. Doch auch hier möchte die Kirche auf die natürliche Fluktuation setzen: viele Pfarrhäuser stünden ohnehin schon leer und bis 2035 wird sich die Zahl der Pfarrpersonen auf natürliche Weise reduzieren.
Evangelisches Trifelsgymnasium
Um den Haushalt der Kirche weiter zu entlasten, steht zur Debatte das evangelische Trifesgymnasium in Annweiler abzugeben. Bislang ist die Evangelische Kirche der Träger der Schule – doch diese musste im vergangenen Jahr 2,3 Millionen Euro für die Schule ausgeben. Mit den massiven Sparplänen wird es schwer, die Schule in der Form zu halten. Daher stehen zwei Szenarien zur Auswahl: Entweder bleibt die Schule kirchlich, muss aber finanziell neutral gestellt sein – doch andere Finanzgeber zu finden, hat sich bereits in der Vergangenheit als schwierig erwiesen. Oder die Schule geht in eine staatliche Trägerschaft über. Dagegen gab es im vergangenen Monat bereits Proteste.
Kitas
Derzeit kümmert sich die Kirche um insgesamt 246 Kirchen im Saarland und Rheinland-Pfalz. Das ist mit hohen Kosten verbunden. Abgeben möchte man die Kitas jedoch nicht gänzlich, zumal die Kommunen selbst auch finanziell überlastet sind. Als Ziel könnte nun beschlossen werden, alle Kitas unter einem gemeinsamen Träger zu vereinen. Damit würde es einen Sonderhaushalt geben sowie eine zentrale Verwaltungsstruktur. Und letztlich würde auch so an Personal gespart werden.