Blick in die Frankfurter Börse

Schwäbisches Familienunternehmen Börsengang von Pfisterer geglückt

Stand: 14.05.2025 15:11 Uhr

Der Elektrotechnik-Spezialist Pfisterer aus der Nähe von Stuttgart feiert einen gelungenen Börsengang. Die unsichere Weltlage schreckt derzeit viele Firmen von dem Schritt ab. Platzt jetzt der Knoten?

Von Constantin Röse, ARD-Finanzredaktion

Stille im Handelssaal an der Frankfurter Börse. Es liegt eine gewisse Anspannung in der Luft, wenige Minuten bevor Elektrotechnik-Zulieferer Pfisterer offiziell Teil der Börsenfamilie wird.

Dann kommt die erlösende Nachricht. Der Erste Preis der Aktie: 30 Euro. Es brandet Applaus auf. 30 Euro - das ist mehr als Analysten erwartet hatten. Der Platzierungspreis lag noch bei 27 Euro. Grund zur Freude beim Management des Börsendebütanten. Der Mittelständler aus Winterbach bei Stuttgart stellt Produkte für Stromnetze her - etwa Verbindungen für Stromkabel und Leitungen.

Pfisterer traut sich als erstes

Doch es war alles andere als klar, ob Pfisterer einen erfolgreichen Börsenstart hinlegt. Denn da sind die Turbulenzen an den Finanzmärkten, ausgelöst durch die erratische Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump.

Seit Jahresanfang hat sich deshalb kein Unternehmen an die Frankfurter Börse getraut, erklärt Christoph Schalast, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management. "Das Auf und Ab in Amerika, dazu auch die unklare Situation in Deutschland: Das hat einfach dazu geführt, dass das Fenster in den letzten vier Monaten nicht aufgegangen ist - und ein Börsengang braucht immer ein Fenster. Und ich finde es fast auch ein Wunder, beeindruckend, dass jetzt jemand sagt: 'Ja, hier passt es jetzt für uns'."

200 Millionen Euro erlöst

Pfisterer ist das Risiko eingegangen. Und Firmenchef Johannes Linden ist nach den ersten Handelsminuten ziemlich erleichtert: "Die politische Situation in der Welt ist so wie sie ist. Die wird sich möglicherweise auch kurzfristig nicht verändern. Insofern haben wir gedacht, jetzt ist der richtige Moment. Und die Ergebnisse sprechen für sich."

Rund 200 Millionen Euro haben die Schwaben durch den Börsengang erlöst. Etwa die Hälfte erhält die Eigentümerfamilie. Der Rest fließt dem Konzern zu und soll investiert werden, um die Produktion im In- und Ausland auszuweiten. Für Aktionäre soll es auch eine Dividende geben.

"Das Thema stimmt"

"Heute wird gefeiert, und morgen wird weitergearbeitet“, sagt der Pfisterer-Chef und eilt zum nächsten Termin. Diese schwäbische Mentalität jedenfalls kommt bei Investoren an - genauso wie der Elektrotechnik-Zulieferer selbst, sagt Robert Halver von der Baader Bank.

"Das Thema stimmt. Das Thema trifft ja den Zeitgeist - auch den industriellen. Wir haben ein Infrastruktur-Paket der Bundesregierung, wir haben Blackouts in Europa und da ist ja das Unternehmen bestens aufgestellt, um die Probleme auch zu lösen."

Knoten geplatzt?

An der Börse hoffen jetzt einige, dass der Knoten geplatzt ist und weitere Börsengänge folgen. Schalast ist da aber noch skeptisch: "Wir sprechen ja immer von dem Eisbrecher, dem Icebreaker. Aber dazu ist Pfisterer zu klein, zu speziell - da bräuchten wir schon etwas Größeres.“

Kandidaten für einen Börsengang jedenfalls gibt es. Dazu gehört etwa der Pharmakonzern Stada, der seine Pläne zuletzt auf Eis gelegt hatte. Die Statistik aber zeigt: 2024 trauten sich gerade einmal sechs Unternehmen an die Frankfurter Börse.