Schriftzug des Deutschen Aktienindex DAX
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Am Tageshoch DAX rappelt sich etwas auf

Stand: 15.05.2025 16:26 Uhr

Der DAX bleibt nach seinem jüngsten Rekordlauf weiter auf hohem Niveau, zu viel mehr reicht es aber nicht. Auch zahlreiche neue Firmenbilanzen helfen nicht.

Der Handelstag steht heute ganz im Zeichen einer Fülle neuer Quartalszahlen, gleich mehrere Unternehmen aus dem DAX öffneten heute Morgen ihre Bücher, was dem Markt aber kaum neue Impulse verleiht. Unter anderem Schwergewichte wie Siemens, Telekom und Allianz informierten über ihren Geschäftsverlauf. Es ist der letzte große Höhepunkt der laufenden Berichtssaison für das erste Quartal.

Nach einem schwächeren Handelsstart hat sich der Index am Nachmittag aber zumindest gefangen und notiert aktuell leicht oberhalb seines Schlusskurses bei 23.527 Punkten und nahe seines bisherigen Tageshochs. Insgesamt liegt die Handelsbandbreite bisher 23.338 und 23.573 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmen hält sich besser und rückt um 0,7 Prozent vor.

"Im Konsolidierungsmodus wartet der Markt auf neue Impulse", interpretierte Jürgen Molnar von Robomarkets den Verlauf. Die zahlreichen Quartalsbilanzen, mit überwiegend guten Zahlen von den DAX-Konzernen, seien dabei zugleich offensichtlich kein Grund für Anleger, einzusteigen, sagte er angesichts der Kursverluste. "Wenn positive Nachrichten nicht mehr gekauft werden, schreit der Markt förmlich nach einer Korrektur."

Übergeordnet bleibt aber der Ausgang des Zollstreits zwischen den USA und China das beherrschende Thema. Zum Wochenstart hatte der DAX noch angesichts der Entspannung im Zollkonflikt zwischen den beiden Ländern an sein Rekordhoch vom Freitag angeknüpft und war bis knapp unter 24.000 Punkten gestiegen. Die Erleichterungsrally wird nach den Worten von Stephen Innes, Marktexperte von SPI Asset Management, seither einem Realitätscheck unterzogen.

Update Wirtschaft vom 15.05.2025

Samir Ibrahim, HR, Update Wirtschaft, 15.05.2025 09:00 Uhr

Im Mittelpunkt stehen heute außerdem die geplanten direkten Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul. Laut Altmann lastet auf der Stimmung, dass Kreml-Herrscher Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump offenbar nicht an den Gesprächen teilnehmen.

"Denn damit sinkt die Chance auf einen schnellen Frieden." Daher befinden sich Rüstungswerte nach ihren jüngsten Verlusten wieder unter den Favoriten an der Börse: Rheinmetall gewinnen am Nachmittag 4,2 Prozent, Hensoldt 8,2 Prozent und Renk 4,0 Prozent.

Daneben beraten auch die Außenministerinnen und Außenminister der 32 Nato-Staaten im türkischen Antalya über den weiteren Umgang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Mit Spannung warten Anlegerinnen und Anleger zudem auf einen Auftritt von Fed-Chef Jerome Powell auf einer Konferenz in Washington. Dieser könnte Hinweise auf die Zinspolitik der US-Notenbank geben - etwa ob sie sich in ihrer abwartenden Haltung über mögliche Zinssenkungen bestätigt sieht oder womöglich davon abrücken könnte. Powell hatte zuletzt immer wieder betont, dass die Notenbank abwarten müsse, wie sich die Auswirkungen der Zollpolitik der Trump-Regierung auf die Inflation auswirken werden. Es ist nicht zu erwarten, dass er von dieser Position abrücken wird, auch wenn Präsident Trump ihn dafür heftig kritisiert.

Wenig Rückenwind für die europäischen Märkte kommt derweil aus New York, wo die großen Aktienindizes uneinheitlich eröffnen. Der Leitindex Dow Jones verliert 0,2 Prozent. An der Nasdaq geht es hingegen rund 0,7 Prozent nach oben.

Zahlreiche neue Konjunkturdaten sorgen derweil für wenig Zinsfantasie bei den Anlegern. So stiegen die wichtigen Einzelhandelsumsätze im "Zollmonat" April leicht um 0,1 Prozent. Die Fed werde sich in der abwartenden Haltung gegenüber weiteren Lockerungen der Geldpolitik bestätigt sehen, erklärte Helaba-Experte Ralf Umlauf.

Zudem bleibt der Arbeitsmarkt robust. Die wöchentlichen Erstanträge stagnierten auf niedrigem Niveau bei 229.000. Volkswirte hatten im Schnitt mit 228.000 Hilfsanträgen gerechnet. Auch die Industrieaufträge im April stagnierten ebenso.

Unter den Einzelwerten stehen Walmart im Fokus, die Aktie verliert an der NYSE knapp vier Prozent. Denn der US-Einzelhandelsriese aus dem Dow Jones warnt vor einem möglichen Preisanstieg wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Angesichts der Zölle sei Walmart als größter Importeur von Containerwaren nicht in der Lage, den gesamten Druck aufzufangen, weil die Gewinnspannen im Einzelhandel sehr gering seien, erklärte das Management. Dies gelte trotz der am Montag vereinbarten niedrigeren Zollsätze zwischen den USA und China.

Eine Prognose für den Gewinn im zweiten Quartal traut sich der Vorstand nicht zu. Zu groß sei die mögliche Spanne, was einen Ausblick erschwere, sagte Finanzchef John David Rainey. Er blieb aber zuversichtlich: "Mit einem längerfristigen Blick auf das Gesamtjahr glauben wir, dass wir gut navigieren und unsere Jahresprognose erreichen können."

Der Euro steht am Nachmittag bei 1,1202 Dollar leicht höher. Die Gemeinschaftswährung reagiert damit nur leicht auf die Fülle neuer Konjunkturzahlen. Am Vormittag war bekannt geworden, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone im ersten Quartal mit einem Plus von 0,3 Prozent nicht so stark in Fahrt gekommen ist wie zunächst gedacht.

Spekulationen über ein mögliches Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran drücken die Preise am Ölmarkt. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligen sich am Nachmittag um jeweils rund zwei Prozent je Fass (159 Liter). Der Iran ist laut einem Medienbericht bereit, einem Atomabkommen mit den USA im Gegenzug für die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen zuzustimmen. Damit könnte mehr iranisches Öl auf den Markt kommen. Händler befürchten ein globales Überangebot, denn der Iran fördert als drittgrößter Produzent des Ölkartells Opec rund drei Millionen Barrel Öl pro Tag. Das entspricht etwa drei Prozent der globalen Produktion.

Großaufträge für Lokomotiven unter anderem in den USA und ein lange ersehnter Aufschwung in China haben die Auftragsbücher des Münchner Technologiekonzerns Siemens im zweiten Quartal gefüllt. Das Unternehmen sammelte Bestellungen im Wert von 21,6 Milliarden Euro ein, das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Siemens-Chef Roland Busch sprach von einem erfolgreichen Quartal.

"Unsere weltweite Präsenz macht uns widerstandsfähig." Analysten hatten mit etwas weniger Bestellungen gerechnet. Der Umsatz legte auf vergleichbarer Basis um sechs Prozent auf 19,8 Milliarden Euro zu. Der Gewinn im industriellen Geschäft verbesserte sich um 29 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

Die Allianz bleibt auf Rekordkurs. Das operative Ergebnis sei im ersten Quartal um sechs Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gestiegen und sei damit so hoch gewesen wie nie, teilte der Versicherungsriese heute mit. "Wir haben unsere Wachstumsdynamik und attraktive Margen in allen Geschäftsbereichen beibehalten", sagte Finanzvorständin Claire-Marie Coste-Lepoutre. Die Allianz sei auf gutem Weg zu ihrem Ziel eines operativen Gewinns von 15 bis 17 Milliarden Euro. Der bereinigte Nettogewinn nach Anteilen Dritter trat in den ersten drei Monaten mit 2,6 Milliarden Euro auf der Stelle, weil die Allianz eine Steuerrückstellung im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus einem Joint Venture in Indien verkraften musste.

Der Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA senkt wegen der zuletzt starken Wechselkursschwankungen, etwa beim Dollar, seine Ziele für das Jahr. Zudem spiegele die leichte Anpassung der Prognose auch im Laborgeschäft die "gegenwärtigen Unsicherheiten mit Blick auf die Zölle wider", teilte der DAX-Konzern heute mit.

Dennoch bleibe Merck zuversichtlich, nachhaltiges Wachstum zu erzielen. So rechnet das Management für das Gesamtjahr nun mit einem Umsatz in der Bandbreite von 20,9 bis 22,4 Milliarden Euro, zuvor standen noch 21,5 bis 22,9 Milliarden Euro im Plan. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll jetzt 2025 bei 5,8 bis 6,4 herauskommen statt wie zuvor angepeilt bei 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro.

Die Deutsche Telekom hat im ersten Quartal weiter vom Wachstum der US-Tochter profitiert und hebt ihren Gewinnausblick für das Gesamtjahr leicht an. Auch dank des im ersten Quartal noch stärkeren Dollar legte der Umsatz des DAX-Konzerns um 6,5 Prozent auf 29,8 Milliarden Euro zu, wie die Bonner heute mitteilten. Auch die anziehenden Serviceerlöse im deutschen Mobilfunk trugen dazu bei. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebitda AL) stieg um 7,9 Prozent auf knapp 11,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich führten vor allem Sondereffekte zu einem deutlichen Anstieg des Gewinns um 43,5 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro.

Der Energiekonzern RWE hat zum Jahresstart wie erwartet einen Rückgang des operativen Gewinns hinnehmen müssen. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im ersten Quartal um 23,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Unter anderem verbuchte der DAX-Konzern einen ziemlich schwachen Start ins Jahr beim Handel mit Energie. Weiterhin hätten schwache Windverhältnisse in Europa zu einer geringeren Windstromproduktion auf See und an Land und damit zu Ergebniseinbußen geführt, teilte RWE heute in Essen mit. Die Jahresprognose bestätigte der Vorstand.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp hat trotz Einbußen im Stahlgeschäft seine Prognosen für das Geschäftsjahr 2024/25 bestätigt. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) werde weiter in einer Größenordnung von 600 Millionen bis eine Milliarde Euro erwartet, teilte der Konzern mit.

Im zweiten Quartal fuhr Thyssenkrupp allerdings nur ein bereinigtes operatives Ergebnis von 19 Millionen Euro ein - 90 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Belastet wurde das Ergebnis durch die Stahlsparte, die mit einem Fehlbetrag von 23 Millionen Euro in die Verlustzone rutschte. Konzernchef Miguel Lopez setzt nun auf bessere Rahmenbedingungen in der zweiten Jahreshälfte. Im MDAX brechen Thyssenkrupp nach Vorlage des Geschäftsberichts um fast 13 Prozent drastisch ein.

Für den geplanten Abbau von 3.900 Stellen bei der Commerzbank haben Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung einen Rahmensozialplan und -interessensausgleich vereinbart. Vorgesehen sind demnach insbesondere Altersteilzeitangebote und Vorruhestandsregelungen, aber auch Aufhebungsverträge mit Abfindung. Die Stellen sollen bis zum Jahr 2028 wegfallen.

Boeing-Aktien steigen in New York zum Handelsbeginn um 1,6 Prozent. Die arabische Fluggesellschaft Qatar Airways will nach Angaben der US-Regierung bis zu 210 Jets von Boeing kaufen. Der Deal für Maschinen der Typen 787 Dreamliner und 777X habe ein Volumen von 96 Milliarden Dollar, teilte das Weiße Haus mit. Es sei die bisher größte Bestellung von Boeing-Großraumflugzeugen. Die Unternehmen unterzeichneten die Vereinbarung beim Besuch von US-Präsident Donald Trump in Katar. Für Boeing war Firmenchef Kelly Ortberg dabei. Trump schien zwischenzeitlich das Volumen auf 200 Milliarden Dollar zu beziffern, bevor das Weiße Haus die Zahl von 96 Milliarden nannte. Details zu dem Deal blieben zunächst unklar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 15. Mai 2025 um 09:00 Uhr.